"Das Hohe Haus" hab ich mir letztens wegen eines Auftrages kaufen müssen. Ich habe die ersten 10 Seiten bereits gelesen (zu mehr bin ich noch nicht gekommen). Ich fand es ganz gut geschrieben. Hier ein kleiner Auszug:

Der Reichstag sieht immer noch aus wie ein Planungsrelikt auf der "Grünen Wiese", ein Denkmal. Abseits vom Brandenburger Tor, unverbunden mit den großen Verkehrsadern ringsum, ist das Gebäude ein Solitär, umgeben vom "Dordon sanitaire", der Wachhäuschen, Pavillons, Käsekästchen der Absperrgitter. In weit mehr als der Hälfte der Zeit seiner Vollendung stand der Bau ungenutzt, verlegen herum, hätte mehrfach zerstört werden sollen, erhob sich dreißig Jahre lang marginalisiert im Schatten der Mauer. Selbst nach der Vereinigung dachte zunächst kaum jemand daran, ihn zum Parlamentssitz zu erheben. Doch mit der künstlerischen "Verhüllung" von 1995 änderte sich der Blick auf den Bau, den man pathetisch, kolossal, überheblich, anmaßend gefunden hatte. Bad richtete man Tage der offenen Tür selbst im Rohbau ein, und das Brandenburger Tor fiel auf Platz 2 der symbolischen Attraktionen Berlins zurück. Das Äußere des Reichstags ist immer noch schwer wie ein Eichenmöbel, überwölbt von einer luftigen Kuppel, dem Publikumsliebling. Vor dem alten Haupteingang ist noch der Kaiser vorgefahren. Die heuten Abgeordneten nehmen den Osteingang.

Es hatte gerade geschneit, als ich ankam. Die meisten Besucher waren Touristen, asiatische vor allem, die Fotoposen ausprobierten vom Hitlergruß bis zur Kommunistenfaust. Sie standen schelmisch vor der Repräsentationsarchitektur und ketzerten gegen die Monumentalität des Gebäudes. Der Palast ist Direktor, Schutzmann, König. Die realen Polizisten dagegen haben gelernt, eine schläfrige Bereitschaft auszustrahlen, von der nach Jahren nur noch die Schläfrigkeit bleibt. Sie ächzen, wenn sie aufstehen, belastet von ihrer persönlichen Materialermüdung. Wenn man die Sicherheit des Landes an dem polizeilichen Aufwand rund um das Parlament ablesen will, dann war das Land nie so gefährdet...

Vielleicht hilft der kleine Auszug ja, Deine Entscheidung zu erleichtern...

Aktuell lese ich gerade noch so nebenbei: "SCHANTALL; TU MA DIE OMMA WINKEN!" Aus dem Alltag eines unerschrockenen Sozialarbeiters. Herrlich komisch und ich erwischte mich öfter mal, wie ich mir mit der Hand an den Kopf haute...

Aktuell noch im Schrank, aber hoffentlich bald in meinem Hirn: Ich und die Menschen von Matt Haig.

Da geht es darum, dass ein Mathematikprofessor eines der größten Probleme der Menschen geknackt hatte und das den anderen Lebensformen von einem anderen Planeten nicht gepasst hatte. Also übernahm quasi ein Außerirdischer die äußere Hülle des Professors und muss nun auf der Erde wandeln und dafür sorgen, dass nicht noch mehr mathematische Lösungen geknackt werden. Und weil sich der Außerirdische ja nicht mit dem Leben auf der Erde auskennt, gerät dieser in katastrophale, lustige und traurige Situationen, wie wir sie alle irgendwie auch kennen und vielleicht auch erlebt haben. Herrlich lustig geschrieben.

So, mal was neues von dieser Front. Ich hab gestern ein recht ungewöhnliches Buch aufgetrieben. Ungewöhnlich, was das Reiseziel betrifft: Nordkorea. Herrlich komisch geschrieben und dennoch ernste Einblicke in das "abgeschottenste Land der Welt".

Die Rede ist von: "Kim und Struppi, Ferien in Nordkorea von Christian Eisert auch betitelt als: "Ein unmöglicher Urlaub oder Tanzen mit Atomraketen" Hier ein kleiner Auszug:

Wie viele Touristen jährlich Nordkorea besuchen lässt sich exakt sagen: wenige. Dabei hält so ein Urlaub von Kim Jong-un vele Überraschungen bereit: Autobahnen ohne Autos, Hotels, in denen das 5. Stockwerk fehlt, und ein Tänzchen an der gefährlichsten Grenze der Welt - zu den Klängen von "Tränen lügen nicht".

Ostberlin 1988: Als Schüler hört Christian Eisert erstmals von einer regenbogenfarbenen Wasserrutsche, die Machthaber Kim Il-sung in Pjöngjang gebaut haben soll. Der Autor ist so nachhaltig fasziniert, dass er sich fünfundzwanzig Jahre später einen Traum erfüllt: Gemeinsam mit seiner besten Freundin, der kratzbürstigen Fotoreporterin Thanh Hoang, macht sich Eisert auf, das bunte Rutschbauwerk zu suchen - und reist ins bizarrste Land der Welt. Die beiden wohnen in Hotelzimmern mit Softeisautomaten, finden Wanzen im Kleiderschrank und bestaunen bezaubernde Gestecke aus Blumen und Raketen.

Immer wieder gelingt ihnen dabei ein Blick hinter die Kulissen des Systems. Schon bald aber geraten sie an ihre emotionalen Grenzen - und immer öfter aneinander. Doch getrennte Wege zu gehen, ist schwierig, wenn vor der Tür Wachen mit Kalaschnikows patrouillieren.


ich persönlich fand das Buch so spannend und urkomisch - dass ich tatsächlich in einer Nach die Hälfte davon gelesen habe, so fasziniert war ich davon.